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Technische Komponenten

Entwicklung der Vernetzungsinfrastruktur: Technische Komponenten und ihre Funktionen

“Mein Bildungsraum” als digitale Vernetzungsinfrastruktur besteht aus fünf Komponenten: Digitale Identitäten, Ablage, Digitale Nachweise, Datenraum und Schaufenster. Die Entwicklung dieser Komponenten wird über ein Dynamisches Beschaffungssystem vergeben.

1. Digitale Identitäten

Ob in der Schule, an der Universität oder bei einem kommerziellen Anbieter – Stand heute erfordert jeder Bildungsschritt einen individuellen Zugang. Das bedeutet, dass sich Nutzende immer wieder neue Profile anlegen und ihre persönlichen Daten bei unterschiedlichen Bildungsanbietern hinterlegen müssen. Auch die eigene Identität muss bei jedem Angebot erneut geprüft werden. Dabei verliert man schnell den Überblick und hat wenig Kontrolle über die persönlichen Informationen, die in den jeweiligen Profilen gespeichert sind.

Digitale Identitäten werden bereits über verschiedene Bildungsangebote per Identitätsanbieter (Identity Provider, kurz IdP) angelegt und verwaltet oder sind dort bereits vorhanden (zum Beispiel beim Schulamt, in der Hochschule oder auf einzelnen Bildungsplattformen). Über ein Authentifizierungsverfahren (Authentication and Authorization Infrastructure, AAI) stellt die Vernetzungsinfrastruktur einen Single Sign-on-Dienst zur Verfügung, mit dem der Login über “Mein Bildungsraum” auch bei angebundenen Plattformen oder Bildungsangeboten möglich wird. Bestehende Initiativen werden dabei berücksichtigt. Die Komponente Digitale Identitäten ermöglicht es, mit einer einmaligen Anmeldung auf verschiedene Lernangebote zuzugreifen. Sie bildet die Grundlage für ein einheitliches Identitäts- und Zugangsmanagement.

Für Nutzende, die bisher über keine digitale Identität verfügen, stellt die Vernetzungsinfrastruktur in Form eines Identitätsanbieters eine Basisidentität zur Verfügung. Über das Identitätsmanagement (IDM) können Nutzende diese Basisidentität selbst anlegen, verwalten und wieder löschen. 

Das steckt dahinter

  • Single Sign-on
  • Identitätsanbieter inkl. Identitätsmanagement
  • Authentifizierungs- und Autorisierungsinfrastruktur

Und so könnte es in der Praxis aussehen

2. Ablage

Lernende und Lehrende können ihre personenbezogenen Daten, die oftmals über viele Bildungsanbieter hinweg verteilt sind, nicht gebündelt in der eigenen Sphäre verwalten, da es keinen persönlichen, angebotsübergreifenden Datenspeicher gibt. Nachweise und Zertifikate müssen deshalb immer wieder neu wahlweise herunter- oder hochgeladen werden, um diese mit verschiedenen Bildungsanbietern zu teilen. Eine Übersicht, welche Institution über welche persönlichen Informationen und Nachweise verfügt, ist bislang schwer zu bekommen. Das Löschen der personenbezogenen Informationen per Knopfdruck ist ebenfalls kaum möglich. 

Über die “Mein Bildungsraum” Ablage-App können Nutzende die eigenen Daten, Nachweise und Zertifikate - ob Abiturzeugnis oder Teilnahmebescheinigung - selbstbestimmt verwalten, bei Bedarf mit Bildungsangeboten teilen und auch das Löschen einfordern. Datenschutz und Datensicherheit haben dabei höchste Priorität. Ein Übertragungsprotokoll zeigt, welche Informationen mit wem geteilt wurden. Technologisch beruht die Lösung auf Enmeshed als Programmiergerüst, dessen Quellcode für alle einsehbar und nutzbar ist (ein sogenanntes Open Source Framework). 

Das steckt dahinter

  • Ablage-App auf eigenem Endgerät
  • Anbindung durch Standardschnittstelle (Konnektoren)
  • Sichere Kommunikation durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung

Und so könnte es in der Praxis aussehen

3. Digitale Nachweise

Digitale Nachweise werden durch unterschiedliche Institutionen ausgestellt. Jeder einzelnen von diesen muss Vertrauen entgegen gebracht werden. Insbesondere kleine Bildungseinrichtungen und -anbieter haben oft Schwierigkeiten mit den hohen Anforderungen an Siegel und Signaturen. Dabei müssen Nachweise zur Bearbeitung vollständig übermittelt und können nicht innerhalb des eigenen Kontrollbereichs signiert werden. 

Die digitale Vernetzungsinfrastruktur Bildung stellt eine domänenspezifische Public Key Infrastructure (PKI) zur Verfügung und schafft somit einen Vertrauensanker für digitale Nachweise. Dabei werden Anbieter formaler und non-formaler Bildung gemeinsam verwaltet. Durch dezentrale Registrierungsstellen wird sichergestellt, dass nur eindeutig identifizierte und autorisierte Institutionen Zertifikate ausstellen dürfen. Dabei verlassen die eigentlichen Inhalte der digitalen Nachweise nie den Kontrollbereich der jeweiligen Bildungseinrichtung.

Das steckt dahinter

  • Zentrale Dienste: Signieren, Verifizieren, Widerrufen
  • Public Key Infrastructure (PKI) für die Domäne Bildung
  • Lokales Modul

Und so könnte es in der Praxis aussehen

4. Schaufenster

Möchte man die digitalen Lern- und Kollaborationswerkzeuge einer Bildungseinrichtung nutzen, dann ist daran zumeist die Zugehörigkeit zur jeweiligen Institution gekoppelt. Ein individueller, organisationsübergreifender Arbeitsbereich existiert nicht. Auch der Austausch mit anderen Lernenden und Lehrenden über Bildungsanbieter hinweg ist mit erheblichen Hürden verbunden. 

Das Schaufenster der digitalen Vernetzungsinfrastruktur bietet die Möglichkeit, eine maßgeschneiderte Arbeitsumgebung zu demonstrieren. Dies ist machbar, indem Institutionen unabhängigen Zugang zu den Tools ihrer Lernumgebung geben. Zentrale Funktionen von externen Buildungsanbietern lassen sich einfach per Drag & Drop im spezifischen Schaufenster hinzufügen. Eine weitere Option des Schaufensters ist die bildungsübergreifende Vernetzung von Lernenden. Über den sogenannten “Buddy-Finder” sollen Nutzende die Möglichkeit bekommen, leichter Personen zu finden, die sich für ähnliche Themen interessieren oder gemeinsame Merkmale teilen.

Das steckt dahinter

  • Anbieterübergreifende Lernumgebung
  • Individuell zusammenstellbare Funktions- und Werkzeugsets mittels Portlets
  • Matching-Algorithmus, um passende Lernangebote und potenzielle Lernpartner zu finden

Und so könnte es in der Praxis aussehen

5. Datenraum

Daten maschinenlesbar weiterverarbeiten zu können, ist eine wichtige Voraussetzung, um übergreifende Suchen oder auch Vorschlagsmechanismen für passende Bildungsangebote zu ermöglichen. Bisher werden nicht-personenbezogene Informationen über Studiengänge, Weiterbildungen und Lehrpläne in unterschiedlichen Formaten, Detailgraden und Qualitäten digital bereitgestellt. Dadurch können sie nur schwer miteinander in Beziehung gesetzt und angebotsübergreifend im Bildungsraum genutzt werden.

Durch den Aufbau des Datenraums der digitalen Vernetzungsinfrastruktur werden Metadaten unterschiedlicher Anbieter miteinander in Beziehung gesetzt und verknüpft. Dadurch können beispielsweise Lernangebote gefunden werden. Bereitgestellte Redaktionstools ermöglichen es Anbietern, die Metadaten zu ihren Lernangeboten einfach zu pflegen.

Das steckt dahinter

  • Einheitliche Datenstrukturen
  • Redaktionswerkzeuge
  • Konnektoren

Und so könnte es in der Praxis aussehen

Die Doktorandin Maria möchte sich im Bereich der Datenanalyse weiterbilden. Sie nutzt den Lernpfadfinder der Vernetzungsinfrastruktur, um den Bildungsraum nach verschiedenen kommerziellen und nicht-kommerziellen Angeboten zu durchsuchen. Indem sie ihre Präferenzen und ihre Qualifikationen mit dem Lernpfadfinder teilt, werden die Suchergebnisse im Hintergrund bereits für sie eingeschränkt. Aufgrund der im Datenraum hinterlegten Metadaten, zeigt der Lernpfadfinder Maria nur für ihren Kontext relevante Angebote an, wodurch sie schnell fündig wird.