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ALFA2 im Interview

Unsere Fragen beantwortete Dr. Johannes Wild, Akademischer Rat am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur der Universität Regensburg (Prof. Dr. Schilcher).

Aktuell befinden sich rund 40 Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der zweijährigen Umsetzungsphase. Die Projekte entwickeln untereinander kompatible Lern- und Lehrangebote für das Ökosystem von “Mein Bildungsraum“ als Vernetzungsinfrastruktur für Bildung. Was sind ihre Ziele und welche Herausforderungen haben sie auf dem Weg dorthin zu bewältigen? Wir haben für Sie bei den Projekten nachgefragt.

Was ist der Mehrwert Ihres Projektes?

Dr. Johannes Wild: Ein Mehrwert des Projektes ALFA2 liegt darin, dass Kinder in ihrem Leselernprozess automatisiertes, zeitnahes Feedback erhalten. Etliche Meta-Studien zeigen, dass die Effizienz von Fördermaßnahmen durch Feedback gesteigert werden kann und dadurch auch nachhaltiger ist. Computerbasierte Lernumgebungen bieten nicht nur die Möglichkeit, Feedback automatisiert und passgenau anzubieten, sondern auch zeitnah. Besonders am Anfang des Leselernprozesses bemerken Kinder ihre Fortschritte oft kaum und es fällt ihnen schwer, sich einzuschätzen. Im Projekt ALFA2 entsteht daher auf Basis existierender Strukturen ein solcher Workflow: Die Kinder lesen Texte vor, die durch die Aufnahmefunktion des Geräts aufgezeichnet und anschließend durch die Applikation analysiert werden. Daraufhin bewertet ein Algorithmus die Lesekompetenz (fluency) der Kinder und leitet Förderempfehlungen ab. Somit wird allen Kindern ein detailliertes, lernwirksames Feedback angeboten – unter Berücksichtigung individueller Stärken und Schwächen. Die Kinder erhalten dabei außerdem konkrete Empfehlungen, wie sie sich verbessern können. Ein ‘schlankes’ Machine Learning-Modell erlaubt es uns dabei, zeitnah Rückmeldung auf die Vorleseleistung zu geben. Wir hoffen, dadurch auch die Qualität des bislang im Rahmen des Unterrichts angebotenen Feedbacks zu verbessern. 

Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Projekt?

Dr. Johannes Wild: Bei den implementierten Mechanismen handelt es sich um komplexe Verfahren, die den Lernprozess von Grundschülerinnen und Grundschülern verbessern soll. Eine besondere Herausforderung stellt daher die zielgruppengerechte Aufbereitung dar, etwa die adressatengerechte Formulierung der Rückmeldung bei komplexen Lerngegenständen.

Was motiviert Sie, wenn es mit dem Projekt gerade nicht so richtig vorangeht?

Dr. Johannes Wild: Uns motiviert die Idee, eine innovative, effektive und motivierende Leseanwendung zur Verfügung zu stellen, die kein Kind in der Leseförderung zurücklässt.

Was planen Sie in dem Projekt für die Zukunft?

Dr. Johannes Wild: Nach Abschluss der empirischen Überprüfung wollen wir uns vor allem der Verbesserung der Nutzendeninteraktion widmen: Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse und Rückmeldungen der Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler ist geplant, das System zu optimieren und weiter zu verfeinern. Zudem wird eine breitere Implementation angestrebt.

Was erwarten Sie von einer digitalen Vernetzungsinfrastruktur für Bildung bzw. “Mein Bildungsraum”?

Dr. Johannes Wild: Die Plattform “Mein Bildungsraum” sollte es allen Lehrkräften und Schülerinnen und Schüler erlauben, einfach und unkompliziert auf die Anwendung zuzugreifen. Da es sich bei unserer Zielgruppe um Kinder handelt, müssen Login und Datenverwaltung möglichst einfach gestaltet sein. Daneben muss aber auch die Rechtssicherheit gewährleistet sein. Hierbei denken wir beispielsweise an ein Opt-out Minderjähriger, indem etwa Daten durch Erziehungsberechtigte gelöscht werden können.