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eteachProNBP2 im Interview

Wir sprachen mit Dr. Anne Thillosen, Leiterin des E-Learning-Informations- und Qualifizierungsportals e-teaching.org am Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM).

Aktuell befinden sich rund 40 Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der zweijährigen Umsetzungsphase. Im Rahmen des Projekts eteachProNBP wird das Angebot des Portals e-teaching.org anschlussfähig für das Ökosystem “Mein Bildungsraum” gemacht und damit auch für die weiteren Förderprojekte. Was sind ihre Ziele und welche Herausforderungen haben sie auf dem Weg dorthin zu bewältigen? Wir haben für Sie bei den Projekten nachgefragt.

Was ist der Mehrwert Ihres Projektes und was hebt Sie von anderen Projekten in dem Fachgebiet ab?

Dr. Anne Thillosen: Das Portal e-teaching.org bietet für Lehrende und für Mitarbeitende von Service-Einrichtungen – also zum Beispiel Zentren für Hochschuldidaktik, Lehre mit digitalen Medien, Rechenzentren, Bibliotheken –, für Hochschul- und Projektleitungen usw. Informationen rund um den Bereich digitale Hochschullehre. Alles dreht sich um die Themen Didaktik, Technik und Organisation. Eine vergleichbare, frei zugängliche, praxisorientierte und zugleich wissenschaftlich fundierte Inhaltsbasis für diesen Bereich bietet kein anderes Portal. 

Ziel des Projekts eteachproNBP2 ist es, einen problemorientierten Zugang zu den Herausforderungen der digital gestützten Hochschullehre zu schaffen. Das heißt: Nutzende sollen in den Inhalten auf e-teaching.org gezielt nach Problemen suchen können, mit denen sie in der Lehre konfrontiert sind, zum Beispiel heterogenen Lerngruppen, fehlender Motivation usw. Sie erhalten dann Lösungsvorschläge, Umsetzungsmöglichkeiten und weiterführende Informationen.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Projekt?

Dr. Anne Thillosen: Mit den Semestern, die coronabedingt komplett online oder hybrid durchgeführt werden mussten, ist das Interesse für den Einsatz digitaler Medien in der Lehre stark gestiegen. Viele Lehrende haben quasi gezwungenermaßen digitale Medien genutzt und teilweise schlechte Erfahrungen gemacht. Dass das oft eher an den (fehlenden) didaktischen Konzepten liegt, war nicht allen Beteiligten bewusst. Zugleich ist es aber auch toll zu sehen, dass viele Lehrende neugierig geworden sind.

Die Herausforderung für uns ist, die sehr unterschiedlichen Erfahrungshorizonte von “alten Hasen” und Neulingen zu berücksichtigen und allen Nutzenden einen für sie passenden Zugang zu den Potenzialen digitaler Medien in der Lehre zu schaffen. Im aktuellen Projekt eteachProNBP2 liegt eine Herausforderung darin, dass es noch keine einheitlichen Metadatenstandards gibt, die es ermöglichen würden, Bildungsressourcen eindeutig zu klassifizieren und damit für Nutzende besser auffindbar zu machen. An dem Aushandlungsprozess, was hier auf pädagogischer und technischer Ebene berücksichtigt werden sollte, sind Akteure mit ganz unterschiedliche Perspektiven und Interessen beteiligt; das ist spannend, aber auch nicht ganz einfach.

Was war Ihr bisher größtes Erfolgserlebnis seit Beginn des Projektes?

Dr. Anne Thillosen: Als größte Erfolgserlebnisse von e-teaching.org kann man sicher die Preise bezeichnen, mit denen das Portal in den vergangenen Jahren ausgezeichnet wurde. Etwa 2008 der Medida-Prix-Award und der Sonder-Award „OER über OER“ im Rahmen des OER-Awards 2016. Ganz besonders gefreut haben uns zuletzt die von der Gesellschaft für Pädagogik, Information und Medien e.V. (GPI) vergebenen Comenius EduMedia Auszeichnungen: 2020 haben wir sowohl das Comenius-Siegel als auch die Comenius-Medaille für Qualifizierungsangebot “Quickstarter Online-Lehre” bekommen, welches wir während des ersten Corona-Semesters gemeinsam mit der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW e.V.) und dem Hochschulforum Digitalisierung (HFD) durchgeführt haben.

Unabhängig von dem Preis hat die Durchführung dieses Kurses viel Spaß gemacht und vor allem die hohe Resonanz bei der Zielgruppe war natürlich eine große Bestätigung: An mehreren Online-Veranstaltungen haben über 400 Personen teilgenommen und die Abrufzahlen der Veranstaltungsaufzeichnungen liegen inzwischen bei über 530.000. 

Was planen Sie in dem Projekt für die Zukunft?

Dr. Anne Thillosen: Die Idee ist, nicht nur zentrale Inhalte des Portals weiterzuentwickeln, sondern dabei zugleich neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit unseren Nutzenden und den Kooperationspartnern des Portals zu erproben. Einerseits sollen neue Inhalte zur Gestaltung der Hochschullehre mit digitalen Medien bereitgestellt und damit Mehrwerte für alle Nutzenden geschaffen werden. Andererseits haben wir das Ziel, neue Kollaborationsprozesse unterschiedlicher beteiligter Personen  zu unterstützen und deren Expertise sichtbar zu machen. Damit soll auch eine gute Basis für unsere längerfristigen Ziele geschaffen werden, nämlich die Inhalte des Portals für Nutzende besser auffindbar zu machen. Dazu soll insbesondere die problemorientierte Suche dienen, die im Projekt eteachProNBP2 entwickelt wird. Und auch mit der geplanten Anpassung und Erweiterung von Metadaten soll die Zugänglichkeit von Portalinhalten durch externe (Such-)Systeme – und natürlich auch über die Vernetzungsinfrastruktur – verbessert werden.

Was erwarten Sie von einem digitalen Bildungsraum und der Vernetzungsinfrastruktur?

Dr. Anne Thillosen: Unser Eindruck bisher ist: Oft finden Interessierte nicht unbedingt die Bildungsangebote, die für sie wirklich passend sind. Häufig ist es fast Zufall, welches Angebot man schließlich wahrnimmt. Wir hoffen, dass mit der Vernetzungsinfrastruktur hier eine viel bessere Übersicht und größere Transparenz geschaffen wird. Das betrifft nicht nur die Lernenden, sondern ebenso die Anbietenden: “Mein Bildungsraum” ermöglicht es uns, einander besser kennenzulernen und zusammenzuarbeiten. Grundsätzlich erhoffen wir uns von der Vernetzungsinfrastruktur einen echten Mehrwert für Nutzende und Anbietende zur Unterstützung von lebensbegleitetem Lernen und freuen uns, dass wir dazu einen Teil beitragen können.