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Coding-Labs2 zieht Bilanz: Digitale Bildung braucht eine niedrigschwellige und stabile Infrastruktur

Unsere Fragen beantwortete Stefan Berntheisel, CTO und Co-Founder von StackFuel.

Nach intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit haben die Förderprojekte ihre Ziele erreicht und spannende Ergebnisse hervorgebracht. In dieser Interviewreihe werfen wir einen Blick auf die Erfahrungen der Projektteams: Wir sprechen über spannende Herausforderungen, Erfolge und wichtige Erkenntnisse.

Im Zentrum des Projektes Coding-Labs2 stand die Idee, dass Programmieren lernen einfach und zugänglich sein muss, um die (Weiter-)Entwicklung wichtiger Kompetenzen und sogenannter „Future Skills“, wie zum Beispiel Softwareentwicklung, für alle Lernenden zu ermöglichen. Die Coding-Labs-Plattform bietet daher einen browserbasierten, kostenlosen Zugang zu einer Lernumgebung, in der Schülerinnen und Schüler, Studierende und andere Interessierte Lerninhalte individuell bearbeiten und speichern können. Institutionen wie Schulen, Fachhochschulen, Hochschulen und Unternehmen werden so unterstützt, ortsunabhängiges und zielgruppengerechtes Lernen anzubieten und dabei datenschutzkonform und sicher zu arbeiten. Darüber hinaus wurden diverse Lerninhalte entwickelt, die sowohl als Beispielkurse für den Einsatz in Schulen und Hochschulen als auch als Lerninhalte für Lehrende genutzt werden können.

Das Projekt Coding-Labs2 ist seit September 20024 erfolgreich abgeschlossen. Was sind Ihre wichtigsten Projektergebnisse?

Stefan Berntheisel: In aller erster Linie natürlich die Bereitstellung der Plattform selbst. Wir haben es im Projektverbund geschafft, gemeinsam Coding Labs in kurzer Zeit öffentlich zugänglich zu machen und damit eine digitale Lernumgebung zu schaffen, mit der Lernende praxisnah und flächendeckend Programmieren lernen und die Programmierumgebung selbstständig nutzen können.

Besonders freut uns, dass wir die Plattform gemeinsam mit Lehrkräften und Studierenden in der Praxis erproben konnten und wertvolles Feedback aus echten Unterrichtssituationen in die Weiterentwicklung eingeflossen ist.

Ein weiteres großes Ergebnis dieses Projektes ist die starke Vernetzung mit Wissenschaft und Bildungseinrichtungen. Besonders die Kombination aus wissenschaftlicher Forschung, praxisnahen Testphasen und technischer Innovation hat dazu beigetragen, dass Coding Labs ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Produkt geworden ist. Eine Anforderungserhebung mit 295 Personen aus Schul- und Hochschulkontext und abschließender Evaluation der Plattform bilden fundierte, wissenschaftliche Erkenntnisse, welche über den Projektverlauf hinaustragen und in mehreren Publikationen veröffentlicht wurden.

Was waren Ihre größten Erfolge und gab es unerwartete Hürden?

Stefan Berntheisel: Ein bedeutender Erfolg war die äußerst positive Resonanz aus der Bildungslandschaft. Insbesondere Lehrkräfte begrüßten die Möglichkeit, interaktive Programmierkurse einfach in ihren Unterricht einzubinden und betonten den großen Mehrwert der Plattform für die digitale Bildung. Ebenso war die Zusammenarbeit im Konsortium ein großer Gewinn: Die enge Kooperation zwischen StackFuel, dem Institut für Angewandte Informatik (InfAI) und der CODE University führte zu einer gelungenen Kombination aus technologischer Innovation und Didaktik.

Natürlich gab es auch Herausforderungen. Eine der größten Hürden bestand darin, die Plattform an die unterschiedlichen Nutzendengruppen anzupassen. Schulen, Hochschulen und Unternehmen haben jeweils spezifische Anforderungen an digitale Lernplattformen, weshalb eine flexible Gestaltung erforderlich war und wir uns in der zweiten Hälfte der Projektlaufzeit vermehrt auf den schulischen Betrieb konzentriert haben.

Außerdem haben institutionelle Hürden es oftmals schwergemacht, Schülerinnen und Schüler in den Entwicklungsprozess einzubinden. Der Datenschutz ist eine große Hürde beim Aufbau von Bildungsplattformen, insbesondere im Kontext der Schulen und damit im Umgang mit Minderjährigen.

Wie profitieren Nutzende von Ihrem Produkt?

Stefan Berntheisel: Coding Labs ermöglicht es Lernenden, niederschwellig und praxisorientiert ins Programmieren einzusteigen: unabhängig davon, ob sie Schülerinnen und Schüler, Studierende oder Berufstätige sind. Bildungsinstitute erhalten mit Coding-Labs eine professionelle, stabile und datenschutz-konforme Plattform für den täglichen Unterricht, ohne selbst Know-how und Ressourcen dezentral aufbauen und verwalten zu müssen.

Die Plattform kann im Unterricht oder privat für eigene Projekte benutzt werden. Besonders Lehrkräfte profitieren daher von Coding Labs, da sie die angebotenen Kurse mühelos in ihren Unterricht integrieren können oder eigene Lernmaterialien und Prüfungen über die Plattform ausspielen und wieder einsammeln können. Unsere Forschung hat zudem gezeigt, dass adaptive und interaktive Lernmethoden die Motivation und den Lernerfolg signifikant steigern können.

Welche Potenziale sehen Sie für Ihr Projekt über den aktuellen Anwendungsbereich hinaus?

Stefan Berntheisel: Coding Labs bietet großes Potenzial, um über den schulischen und akademischen Bereich hinaus auch in anderen Bildungskontexten genutzt zu werden. Die Plattform kann zukünftig in Unternehmensweiterbildungen, Bootcamps für digitale Kompetenzentwicklung oder Trainings für Fachkräfte der Zukunft eingesetzt werden. Ebenso ist sie für den Einsatz in wissenschaftlichen Forschungsprojekten rund um digitale Bildung interessant, da sie innovative didaktische Methoden und adaptive Lernformate unterstützt. Zudem eröffnen sich Möglichkeiten, das Angebot international zu skalieren und mit weiteren Partnern aus Wissenschaft und Industrie zu verknüpfen.

Stichwort Transferpotenziale: Welche Erkenntnisse möchten Sie anderen Bildungsprojekten mit auf den Weg geben?

Stefan Berntheisel: Eine zentrale Erkenntnis aus dem Projekt ist, dass Technologie allein nicht ausreicht – der didaktische Rahmen ist entscheidend. Digitale Bildungsplattformen müssen sich nahtlos in bestehende Lehrkonzepte einfügen und Lehrkräfte aktiv in die Gestaltung einbeziehen. Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass Praxisnähe und kontinuierliches Feedback von Nutzenden Schlüsselfaktoren für den Erfolg sind. Durch die enge Einbindung von Lehrkräften und Lernenden in den Entwicklungsprozess konnten wir die Plattform gezielt an reale Bedürfnisse anpassen.

Wie geht es für Ihr Angebot/Produkt weiter?

Stefan Berntheisel: Wir glauben an den Erfolg von Coding Labs und sehen die Notwendigkeit, Angebote wie diese in Deutschland zugänglich zu machen. Die StackFuel GmbH wird Coding Labs daher auch nach der Projektphase auf eigene Kosten hin weiter betreiben und öffentlich anbieten. Zukünftige Betriebs- und Finanzierungskonzepte werden fortlaufend evaluiert, um das Angebot dauerhaft in Schulen, Hochschulen und für Unternehmen anzubieten. Darüber hinaus prüfen wir Möglichkeiten zur weiterführenden Zusammenarbeit mit Partnern und Fördergebern, um Coding Labs weiterzuentwickeln und noch stärker auf die Bedürfnisse der einzelnen Zielgruppen auszurichten. Unser Ziel ist es, die Plattform als festen Bestandteil der digitalen Bildung in Deutschland und darüber hinaus zu etablieren.